Die Hoffnungen und Erwartungen der Einwohner von Schwielowsee, Werder, Michendorf und Nuthetal hinsichtlich der geplanten Anflugrouten für BBI erhalten einen großen Schub. Eine von Herrn Haape aus Caputh für die BI Fluglärmfreie Havelseen beauftragte Gutachterliche Stellungnahme des renommierten Büros fdc Airport Consulting belegt die Machbarkeit des über den Landkreis Potsdam-Mittelmark in die Fluglärmkommission eingebrachten Vorschlags für Anflugrouten außerhalb des Berliner Autobahnrings statt mittig durch die staatlich anerkannten Erholungsorte Schwielowsee und Werder sowie die Gemeinde Michendorf
(Gutachten Transition, 3 MB).
„Der Antrag des Landkreises Potsdam Mittelmark erfüllt alle Anforderungen an Sicherheit, Flüssigkeit und Wirtschaftlichkeit der Flugrouten. Darüber hinaus bewirkt der Antrag, dass eine erhebliche Lärmentlastung in einem besonders sensiblen Gebiet ermöglicht wird, ohne dass an anderer Stelle eine Mehrbelastung zu erwarten wäre“, fasst Gutachter Dieter Faulenbach da Costa sein Ergebnis zusammen. Die in der Planfeststellung des Flughafens unterstellte Kapazität von 360.000 Flugbewegungen jährlich bei einer Belegung von Nord- und Südbahn im Verhältnis 50/50 würde durch die Zuführung außerhalb der A-10 nachweislich nicht beeinträchtigt. Wenn man eine noch höhere Flugbewegungszahl zu Grunde legt, müsste zwar neu bewertet werden. Dies treffe aber praktisch auf alle derzeit beschlossenen oder diskutierten Vorschläge für Routen und lärmmindernde Maßnahmen zu, so Faulenbach da Costa.
Faulenbach da Costa ist ein international tätiger Experte für die Entwicklung und Anbindung von Flughäfen. Während der Planungsphase für BBI war er Chef der Generalplanung bei Hochtief Airport und als solcher für die Konzeption des BBI verantwortlich. Zu den Abflügen war Faulenbach erst kürzlich von der Fluglärmkommission als Gutachter gehört worden.
Zusätzlich zu dieser gutachtlichen Unterstützung gibt der Flugrouten-Experte den Mitgliedern der Fluglärmkommission noch eine weitere, aus seiner Sicht noch bessere Variante mit auf den Weg: Neben der vom Landkreis PM vorgeschlagenen Optimierung innerhalb des von der DFS geplanten Verfahrens mit Gegenanflug und Endanflug – also mit hufeisenförmigen Routen, bei der jedes Flugzeug die Region gleich zweimal und auf schon sehr niedriger Höhe um ca. 1200-1000 Meter trifft – sollte die FLK der DFS zusätzlich empfehlen, auch ein ganz anderes Anflugverfahren in Betracht zu ziehen. Konkret schlägt der Gutachter vor, das so genannte CDA-Verfahren (Continuous Descent Approach) zu verwenden, das u.a. in London-Heathrow (bei 480.000 Flugbewegungen p.a.) seit Jahren erfolgreich und störungsfrei eingesetzt wird. Dabei handelt es sich um das kontinuierliche Absinken der Flugzeuge bei Annäherung an das Ziel – die Flugzeuge gleiten so mit minimaler Motorleistung ähnlich „Segelfliegern“ aus den so genannten „Holdings“ zum Aufsetzpunkt auf den Endanflug. Über die gesamte Strecke hinweg wird der Lärm deutlich gemindert. Und vor allem: Es entfällt der Gegenanflug. Die Sortierung erfolgt nicht mehr über das von der DFS geplante „Hufeisen“ mit unterschiedlichen Wendepunkten am Himmel, sondern über unterschiedliche Winkel = Strecken der Flugzeuge und unterschiedliche Einstellungen von Motoren und Klappen. Der Flugweg wird verkürzt, der Lärm schon dadurch gemindert. Folglich kann man den Bereich südlich und nördlich des Endanfluges entlasten ohne jemals irgendwelche Kapazitätseinschränkungen zu haben.
(Gutachten CDA, 3 MB).
Da dieses Verfahren – wie ein kurzer Blick auf die Kartendarstellung zeigt – alle unsere Forderungen in Sachen Routenverlauf umsetzt und da es zudem Lärmentlastungen über die ganze Strecke bringt – also auch diejenigen entlastet, die z.B. wegen der Lage im Endanflug im System der DFS nicht entlastet werden können, unterstützen wir diesen Vorschlag.
Wir sind ja durch die DFS-Pläne und die behaupteten technischen Beschränkungen in die Ecke gedrängt worden, entweder tatenlos zuzusehen, wie ausgerechnet unsere vielfach vom Tourismus und von Ausflüglern lebenden (Nah-)Erholungsorte und Besiedelungskerne massiv und konzentriert überflogen werden oder eben eine Lösung knapp außerhalb der A-10 zu fordern, um wenigstens die Betroffenenzahlen auf einen Bruchteil zu beschränken.
Wenn es nun in Wahrheit eine noch bessere Lösung gibt, die auf der gesamten Strecke zu Lärmentlastungen führt, dann sollte die FLK das unter keinen Umständen außer Betracht lassen. Insgesamt haben wir schon länger das Gefühl, dass der Fluglärmkommission nur ein ausgewählter Lösungsraum präsentiert wird um dann alle Betroffenen zu zwingen, wechselseitig Verschiebungen zu fordern. Es sind vor allem Platzeck und Wowereit mit ihrem Festhalten an den Drehkreuzplänen und am Nachtflug verantwortlich für die kommenden Lasten. Die uns durch massive Bedrohung mit konzentrierter Betroffenheit ausgerechnet unserer Erholungsregion aufgezwungene Routendebatte soll diese Verantwortlichkeit offenbar vertuschen.
Nicht zuletzt bei den Betroffenen östlich des Flughafens dürfte die Idee des CDA-Verfahrens auf offene Ohren stoßen. Und angesichts der Vorteile sogar für die Airlines – die Wege werden kürzer und dank gedrosselter Motoren wird kräftig Kerosin eingespart – ist auch von dieser Seite Unterstützung zu erwarten. Die Aktiven der Bürgerinitiative befürchten freilich Widerstand der DFS: Das Verfahren ist aufwendiger für die Lotsen. Sie werden in England alle 30 Minuten, in Deutschland alle 2 Stunden ausgewechselt. Folglich braucht man mehr Personal. Aber es heißt ja „Lärmschutz vor Wirtschaftlichkeit“ und die Politik hat uns klar versprochen, an der Anzahl der Lotsen werde mehr Lärmschutz nicht scheitern. Wir nehmen diese Versprechen ernst und appellieren an die Verantwortung der Landesregierung sowie der Aufsichtsbehörden der DFS. Die bisher keinem Beweis unterzogene Behauptung „Jobmotor BBI“ könnte so wenigstens bei der DFS für neue Arbeitsplätze sorgen, um die Arbeitsplätze in unserer Region zu erhalten.